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Vertrauen ist eine elementare Gefühlsqualität  die uns lebenslang begleitet. Unser individuelles Maß an Vertrauensfähigkeit unterliegt  ständig äußerlichen Erfahrungen und Eindrücken. Verlaufen Erfahrungen überwiegend positiv, wird unsere Fähigkeit zu vertrauen gefördert. Verlaufen  Erfahrungen negativ, wird die Fähigkeit zu vertrauen geschwächt. Die Ausprägung und Tragfähigkeit unseres Grundvertrauens unterliegt also zunächst einmal unseres unmittelbaren familiären und gesellschaftlichen Umfelds und deren Einfluss. Wir können und sollten uns jedoch auf unserem Lebensweg weiterentwickeln und emanzipieren. Das bedeutet die Grundlagen und Orientierungswerte, auf denen erworbene Vertrauens-  oder eben auch Misstrauensmuster basieren, auf den Prüfstand zu stellen. Dieser kontinuierliche und äußert lebendige Entwicklungsprozess, fördert unsere Klarheit und somit unser Selbstvertrauen.

Beziehungen entwickeln und bewähren sich, wenn wir uns geradlinig und offen verhalten. Unser Gegenüber erspürt Veränderungen und Stimmungslagen.  Ein gutes Beziehungsniveau basiert auf echter Kommunikation. Es erleichtert und stärkt Beziehungen wenn wir uns mitteilen.

Zu Vertrauen bedeutet nie Selbstaufgabe. Das ist die Grundvoraussetzung vergessen Sie das nie! Somit können Sie geben und  auch wieder zurücknehmen. Die philosophische Definition bedeutet letztendlich die Bereitschaft einzugehen, sich verletzlich zu zeigen.  Aber warum? Weil wir uns selbst trauen können. Das ist ein starkes Attribut und es gehört Ihnen. Vertrauen zu schenken ohne den zerstörerischen Aspekt der Selbstaufgabe, wird zu einem unterstützenden Anteil unserer Persönlichkeit. Kultivieren Sie Ihre Bereitschaft in dem Maß in dem Sie Ihr „sich einlassen“ manövrieren können.

Scheitern inbegriffen

Wir haben mit einem Lächeln und vertrauensvoll unsere Segel in Richtung Freundschaft Liebe oder Job gesetzt und plötzlich dreht sich der Wind. Bei der ersten Bewährungsprobe zeigt sich unser gewählter Bündnispartner im Sturm gnadenlos egoistisch. Sie oder Er handelt in seinem Interesse, schließt das WIR aus, und tritt unser Bündnis mit Füßen. Unser Lebensmut schaukelt auf den hohen Wellen der Enttäuschung. Wir können den Umstand des Verrates kaum aushalten. Nein, von unseren guten ehrbaren Absichten habe man nichts gewusst. Ach so, hätten wir das gemeint, das wären ja romantische und idealistische Züge, wir mögen  uns doch nicht so aufregen und anstellen. Die  Antwort auf unseren ideellen Vorschuss ist Ignoranz und Missbrauch. Platsch, da landen wir auf unserem empfindlichsten Teil. Unsere Ausgangsbasis unser Ehrenkodex  wird durch diese Erfahrung erst mal schlichtweg genullt. Danach können wir zeitweise oder auch länger, unseren Antrieb, Motivation und Lebensmut verlieren. Im perfidesten Fall bietet unser Zustand eine Gelegenheit für die zweifelhaften geliebten Freunde oder  trügerischen Familienmitglieder, noch eins in gleicher Manier draufzusetzen, nach dem die Karten auf dem Tisch liegen und wir sichtlich ins Wanken geraten sind. Ich habe nicht unterstellt, dass Gleiches mit Gleichem belohnt wird! Anstatt nun Ihre Energie als Milieufremder bei der Suche nach einer geeigneten Auftragskillerin zu verschleudern, ein paar Tattoos trägt heute jede zweite junge Mutter,  beruhigen Sie sich und lassen Sie los. Wenn Sie wieder einigermaßen stabil sind, hinterfragen Sie warum Sie Vertrauen geschenkt haben. Was war dabei ihr persönliches Ziel? Haben Sie aus Stärke gehandelt und bleiben Sie Ihrer inneren Haltung treu, wird die Person die sie missachtet hat, wahrscheinlich den Fehler bereuen. Haben Sie aus Schwäche gehandelt, verfügen  Sie vielleicht noch nicht  über genügend Standfestigkeit und Selbstachtung. Trainieren Sie Ihr Selbstvertrauen. Erkennen Sie Ihre eigenen Fähigkeiten und stärken Sie diese. Denn Vertrauen zu gewähren ist ein Akt der kraftvoll und vielschichtig  von statten geht und aktives Management erfordert. Dabei  werden viele Emotionen auslöst bei Ihnen und Ihrem Gegenüber und allen Beteiligten. Der Lernprozess ist intensiv. Vertrauen schenken und sich einlassen ist eine  existenzielle Angelegenheit.

Wechselseitig

Wirkliche Vertrauensverhältnisse sind immer wechselseitig und das ist auch gut so. Wie es um unsere Beziehungen bestellt ist  erfahren wir nur unter „Belastung“. Die Qualität mit der eine Krise gemeinsam bewältigt wird, entscheidet über die Weiterführung der Beziehung. Hat einer der Partner getäuscht, sich der Verantwortung entzogen, Abmachungen nicht eingehalten und seinen Vorteil über die zu meisternde gemeinsame Lösung gestellt, hat er seinen Anspruch auf Vertrauen verspielt.  „Innerliche Kündigungen“ sind die Konsequenzen die sich nach so einer Erfahrung bei dem einstellen, der vertrauensvoll gehandelt hat. Auch wenn diese Beziehung, ob beruflicher oder privater Natur über einen gewissen Zeitraum noch äußerlich aufrechtgehalten wird, wurde der offizielle Bruch oder eine Trennung nur verschoben.

Vertrauensvolle Beziehungen sind sicherlich die gelungensten in unserem Leben. Sie können nicht konstruiert oder aufgrund von Zugehörigkeiten, sei es familiär oder gesellschaftlich, vorausgesetzt werden. Gelebte Verbundenheit ist die Quelle von Freundschaft, Liebe und Erfüllung. Grenzen überschreitend. Bleiben Sie bereit.

Das Vertrauen erhebt die Seele.“ – Jean-Jacques Rousseau