Ein schickes modernes Paar gegerbter Lederschuhe mit Kunststoffsohle, für die Dame für den Herrn, in modischer Form und Farbe. Wir lieben Schuhe, ein Kleidungsstück das oft auch Kultstatus erlangt, oder? Ein Großteil der Ware für den Weltmarkt wird heute in Asien produziert. Handelt es sich bei der Oberfläche um Leder wird dieses gegerbt. Einst gerbte man Schuhe auf Basis von pflanzlichen Chemikalien. Die Entsorgung der dabei anfallenden Abfallprodukte war biologisch vergleichsweise harmlos. Seit ca. 40 Jahren wird Schuhleder mit Chromsalz gegerbt. Die Produktionsabfälle sind giftig und krebserregend und verseuchen die Arbeiter und Ökosysteme. Während Sie spazieren gehen oder laufen, hinterlassen Ihre Schuhe jedes Mal wenn Sie aufsetzen, kleine Partikel an Chemikalien, die Karzinogene enthalten. Kaum zu glauben, mit unserer Lauferei produzieren wir belastenden Abrieb der in die Atmosphäre gelangt.
Von der Wiege zur Bahre
Als Monsterhybride kategorisiert Prof. Dr. Braungart Konsumgüter die in Ihrer Zusammensetzung nicht nach dem Cradle to Cradle® Prinzip entsorgt werden können. Oft eine Mischung aus technischen und biologischen Grundstoffen, die wenn sie ausgedient haben, nicht mehr zurückgewonnen werden können. Unsere derzeitige Produktionskultur verfolgt den Weg von der Wiege zur Bahre, in dem Gebrauchsgüter häufig ohne Rücksicht auf Ressourcenerhaltung produziert und vernichtet werden. In den USA werden 90% der hergestellten „langlebigen Güter“ fast unmittelbar nach dem Herstellungsprozess zu Müll. So gelangen wertvolle Rohstoffe zusammengewürfelt im Müll und in der Verbrennungsanlage. Diese typischen Abfälle mit ihrer Mischung aus industriellen und biologischen Stoffen, können nicht umweltfreundlich verbrannt oder effizient recycelt werden. Beleuchtet man den Begriff Konsumartikel, stellen wir fest, dass wir verhältnismäßig wenig konsumieren. Das was wir essen und trinken. Alles andere wird weggeschmissen, wenn wir keine Verwendung mehr dafür haben. Aber wo ist weg?
Take-Make-Regenerate
Die Produktionsweise „Von der Wiege zur Wiege“ Cradle to Cradle® steht hierbei im direkten Gegensatz zu dem Modell „Von der Wiege zur Bahre“ (Cradle to Grave), in dem Materialströme häufig ohne Rücksicht auf Ressourcenerhaltung errichtet werden. Anstatt die linearen Stoffströme heutiger Produkte und Produktionsweisen zu verringern, sieht das Cradle to Cradle®-Design Konzept deren Umgestaltung in zyklische Nährstoffkreisläufe vor, so dass einmal geschöpfte Werte für Mensch und Umwelt erhalten bleiben.
Design for Reincarnation
Prof. Dr. Braungart wettert nicht gegen Konsum. Er mahnt nicht zur Beschränkung. Intelligentes produzieren, dem Kreislauf der Natur nachgeahmt, kann die Antwort auf unsere Ressourcenverschwendung und Müllberge sein. What goes around comes around. Fast unbemerkt von uns entstehen in Amerika stetig Unternehmen die umweltverträgliches Design produzieren. Das bedeutet, dass ein fertiges Produkt in seiner Zusammensetzung später wieder restlos verwertet und in den Nährstoffkreislauf abgebaut werden kann. Dazu gehören neben den biologischen natürlich auch technische Rohstoffe wie Metalle, Gummi, Plastik und weitere.
Prof. Dr. Braungart
Prof. Dr. Michael Braungart ist Gründer und Leiter der EPEA Internationale Umweltforschung GmbH in Hamburg, Mitbegründer und Leiter von McDonough Braungart Design Chemistry (MBDC) in Charlottesville, Virginia (USA) und wissenschaftlicher Leiter des Hamburger Umweltinstituts.
Gemeinsam mit dem amerikanischen Architekten William McDonough hat er das Cradle to Cradle®-Konzept entwickelt, welches die Grundlage für seine Arbeit bei EPEA und MBDC bildet.
Seit dem Herbst 2008 hält Prof. Braungart einen Lehrstuhl an der Erasmus Universität in Rotterdam, für die eigens ein Cradle to Cradle®-Lehrstuhl gegründet wurde. Weiterhin lehrt er seit 1994 als Professor für Verfahrenstechnik an der Universität Lüneburg und leitet dort ebenfalls ein interdisziplinäres Masterprogramm für Stoffstrom-Management. 2002 nahm er für mehrere Semester eine Gastprofessur an der Darden School of Business, Virginia (USA) an, wo er Themen wie Öko-Effektivität und Öko-Effizienz, Cradle to Cradle®-Design und „Intelligent Materials Pooling“ unterrichtete.
Auf einem Empfang von EPEA in New York, drückte William McDonough seine Vision so aus: Wie wäre es mit Designs die alle Kinder, alle Lebewesen für alle Zeiten liebten?!
Die nächste industrielle Revolution: Die Cradle to Cradle-Community
Beide Bücher sind lebendig geschrieben, öffnen einem die Augen und lesen sich gut.